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Augmented Reality und Technische Kommunikation – Lohnenswert und praxistauglich?

Evelyn Heller 4 Min.


Informationszugriff optimieren, Einarbeitungszeiten beschleunigen sowie Wissenslücken im "Moment of Need" schließen und nebenbei die User Experience verbessern: All das verspricht der Einsatz von Augmented-Reality-Anwendungen.

Doch was verbirgt sich wirklich hinter dem Trendthema Augmented Reality, kurz AR? Ist es eine Spielerei, um Kunden zu beeindrucken, ein kurzfristiger Hype oder eine wegweisende Zukunftstechnologie? Ist ein praktischer und wertschöpfender Einsatz in der Technischen Kommunikation möglich? Die Antworten auf diese Fragen finden Sie in diesem Blog-Artikel:

Ich sehe, was, das du nicht siehst

Durch Augmented Reality kann, die "reale" physikalische Welt durch computergenerierte Inhalte ergänzt werden. Digitale Zusatzinformationen wie 3D-Modelle, Animationen oder Videos erweitern die Realitätswahrnehmung des Anwenders um eine zusätzliche "Informationsebene".

Wie funktioniert die erweiterte Realität?

Um die physische Welt mit digitalen Elementen erweitern zu können, muss sie als erstes erfasst werden. Zum Erfassen der realen Umgebung werden unterschiedliche Sensoren, Kameras und Tracking-Verfahren eingesetzt. Die AR-Anwendung prüft kontinuierlich, ob sie in der realen Welt zuvor definierte, bekannte Muster erkennt. Ein derartiges Muster kann ein QR-Code, ein Bild oder ein 3-D-Modell sein, aber auch bestimmte Sensor- oder GPS-Daten. Erkennt die AR-Anwendung ein Muster, kombiniert sie die reale Welt mit virtuellen Informationen. Detaillierte Informationen zur Funktionsweise einer AR-Anwendung finden Sie in unserem Blog-Artikel "Augmented-Reality – Wie funktionierts?"

Obwohl die meisten AR-Anwendungen die Realität durch optische Elemente ergänzen, ist AR nicht nur auf die visuelle Wahrnehmung beschränkt. Sie kann sämtliche Sinneseindrücke einbeziehen und den Wahrnehmungsraum auch um akustische Signale, Haptik oder Gerüche erweiterten.

Augmented Reality – Ursprünge und wichtige Begriffe

Obwohl bei AR häufig von einer innovativen und jungen Technologie gesprochen wird, ist die Idee nicht ganz so neu, wie anzunehmen ist: Erste Hinweise auf die Idee zur AR finden sich schon Anfang des 20. Jahrhunderts. Auch die gebräuchlichste Definition von Augmented Reality ist bereits über 20 Jahre alt. Azuma definierte die erweiterte Realität über 3 signifikante Merkmale:

  • Kombination von virtuellen Elementen und physischer Umgebung
  • Interaktivität in Echtzeit
  • Dreidimensionaler Bezug zwischen virtuellen und realen Objekten

Im Bereich Augmented Reality findet man immer wieder Begriffe wie Mixed Reality, kurz MR, Augmented Reality, Augmented Virtuality und Virtual Reality, kurz VR. In diesem Begriffswirrwarr verliert man leicht den Überblick. Das Realitäts-Virtualitäts-Kontinuum nach Milgram hilft bei einer Einordnung und ordnet die Begriffe in einen zusammenhängenden Kontext ein:

Hilfe im Begriffswirrwarr – Mixed Reality, Augmented Reality, Augmented Virtuality, Virtual Reality

Im Kontinuum werden die beiden Extreme einer vollkommen realen Umgebung und einer vollkommen virtuellen Umgebung gegenübergestellt. Dazwischen liegt ein Spektrum, das den fließenden Übergang zwischen der realen und der virtuellen Welt zeigt. Dieser Bereich wird als Mixed Reality bezeichnet. Je nachdem, wie hoch der Anteil an realen oder virtuellen Bestandteilen ist, wird zwischen Augmented Reality (AR) und Augmented Virtuality (AV) unterschieden. Ergänzen einzelne virtuelle Elemente die Realität, spricht man von Augmented Reality. Demgegenüber steht das Konzept der augmentierten Virtualität. Dabei werden in eine überwiegend virtuelle Umgebung reale Elemente eingebunden.

Entwicklungssprünge der erweiterten Realität

AR hat sich von einer Science-Fiction-Vision hin zu einer ernstzunehmenden Technologie mit enormem disruptivem Potenzial entwickelt. Diese Entwicklung reicht von den frühen Head Mounted Displays der Kampfpiloten über erfolgreiche AR-Spiele wie Pokémon Go und AR-Brillen wie die Microsoft HoloLens bis hin zu Einsatzszenarien im Kontext Industrie 4.0 und der Zukunftsvision von AR-Kontaktlinsen. Die tatsächlichen, realistischen Möglichkeiten, die die Technologie bietet, liegen irgendwo dazwischen und werden nachfolgend erläutert:

Welche Möglichkeiten bietet AR für die Technische Kommunikation?

Im Kontext der Technischen Kommunikation bietet der Einsatz von AR-Anwendungen die Möglichkeit, Informationen dynamisch in den Wahrnehmungsraum der Nutzer zu integrieren. Produktinformationen, Echtzeitdaten und Maschinenzustände, sicherheitsrelevante Informationen oder Arbeitsanweisungen werden durch AR-Anwendungen intelligent bereitgestellt, so erhalten Anwender exakt die Informationen, die sie in ihrer aktuellen Situation benötigen.

Besonders prädestiniert für den Einsatz von AR-Anwendungen in der technischen Kommunikation sind die Bereiche:

  • Produktion und Fertigung
  • Wartung, Service und Reparatur
  • Ausbildung und Schulung

Wann rentiert sich eine AR-Lösung in der Technische Kommunikation?

Ob sich eine AR-Anwendung im Bereich der Technischen Kommunikation lohnt und zielführend ist, hängt maßgeblich von den Rahmenbedingungen ab. Die folgenden Fragen können Ihnen dabei helfen einzuschätzen, ob sich der Einsatz einer AR-Lösung für Ihr Unternehmen lohnt:

  • Wie komplex sind Ihr Anwendungsfall und Ihr Produkt?
  • Vertreiben Sie eine Vielzahl an Produkten in unterschiedlichen Ausführungen?
  • Werden Informationen zu Ihren Produkten durch neue Entwicklungen schnell überholt?
  • Wie wichtig sind Effizienz, Qualität und Sicherheit für Ihren Anwendungsfall?
  • Wie häufig tritt der Anwendungsfall ein?
  • In wie viele Zielsprachen übersetzen Sie?
  • Ist die Zielgruppe für den Einsatz der Technologie bereit?

Grundsätzlich gilt, je wichtiger zielgeführte Unterstützung oder Assistenz für Ihren Anwendungsfall sind, desto besser eignet sich eine AR-Anwendung. Dies ist insbesondere der Fall, wenn komplexe, vielseitige und kurzlebige Informationen vermittelt werden oder wenn hohe Ansprüche an Effizienz, Qualität und Sicherheit bestehen.

Wird die AR-Anwendung häufig eingesetzt, amortisieren sich die Entwicklungskosten schneller, da sich positive Einflussfaktoren wie Zeitersparnis, Qualitäts- oder Sicherheitsaspekte summieren. Eine weitere Einflussgröße auf den Kostenfaktor ist die Anzahl der Zielsprachen, in die übersetzt wird. Durch ihren überwiegend visuellen Charakter können AR-Inhalte auf ein Minimum an Sprache reduziert oder sogar sprachneutral realisiert werden. Je höher die Anzahl an Zielsprachen, desto größer die Einsparung bei den Übersetzungskosten.

Der Erfolg einer AR-Lösung ist maßgeblich von der Akzeptanz der Zielgruppe abhängig. Daher sollten Sie sich frühzeitig fragen, ob die Anwender für den Einsatz einer AR-Anwendung bereit sind und was getan werden kann, um eine positive Grundhaltung gegenüber der Technologie zu fördern.

Realitätscheck - Lohnt es sich schon jetzt auf AR zu setzen?

Durch die neuen Perspektiven, die AR bietet, ist die Technologie für die Technische Redaktion eine spannende und vielversprechende Möglichkeit. Momentan befindet sich die Technologie jedoch noch in einer Phase der Entwicklung und Erprobung. Zudem bestehen einige technische Herausforderungen, die bewältigt werden müssen:

  • Tracking
  • Ausgabegeräte
  • Automatisierter Erstellungsprozess durch Anbindung an Content Management Systeme
  • Übersetzungs- und Änderungsmanagement

Diese Herausforderungen sind die Hauptgründe dafür, dass es in einigen Anwendungsfällen noch zu früh für den realen Einsatz von AR-Anwendungen ist. Dass eine großflächige Verwendung bisher nicht praktikabel ist, bedeutet allerdings nicht, dass wir das Thema nicht weiter verfolgen sollten. Denn die bestehenden Herausforderungen schaffen Innovationspotenzial und Raum, um sich als Unternehmen aktiv in die Entwicklung einer innovativen Technologie einzubringen und diese zu beeinflussen.

Augmented Reality: Das Wundermittel?

Abschließend lässt sich feststellen, dass der bloße Einsatz einer innovativen Technologie noch kein Erfolgsgarant für ein Projekt oder ein Unternehmen ist.

Vor der Entscheidung für eine AR-Lösung ist essenziell, sich folgendes zu fragen: Welches Ziel wollen wir als Firma mit der AR-Anwendung erreichen? Nur eine klare Zielsetzung und eine detaillierte Analyse von Zielgruppe, Anwendungsfall und Kosten-Nutzen-Verhältnis stellt sicher, dass eine AR-Anwendung auch erfolgreich im Unternehmenskontext eingesetzt werden kann.

Sie fragen sich, ob Augmented Reality für Ihr Unternehmen die passende Lösung ist oder haben offene Fragen rund um das Themenfeld "Erweiterte Realität"? Wir beraten Sie gern und stehen Ihnen als Realisierungspartner zur Seite.